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beggenegge – artstravers

beggenegge

Grad wie us emene alte märlibuech die riegelhüser am bach
riegel brun rot schwarz

und d’amsel singt so schön dr brunne ruscht
vor jedem huus es auto

stolz stoht do au
s’letzschte huus mit verputz züüge us vergangener zyt

i däm egge hei si bachet
d’begge vo allschwil
dr duft vo früsche wegge isch überall

rätselhafti idylle e gmisch us alt und neu frömd und hiesig
ächt und falsch

e gueti mischig zum läbe
zum träume
zum konstruktiv widerstand leischte.
(Victor Saudan)

Comme sorti d’un livre de contes de fées ces maisons à colombage brun rouge noir au bord de la rivière

le merle qui chante si beau
la fontaine qui murmure
devant chaque maison une auto

c’est ici aussi que se tient fièrement la dernière maison à crépi
témoin des temps passés

dans ce coin ils ont pétri leur pain
les boulangers d’Allschwil
l’odeur de brioche fraîche occupe tout l’espace

idylle énigmatique mélange d’ancien et de neuf venu d’ailleurs et du cru
vrai et faux

un bon mélange pour vivre
pour rêver
pour se révolter de manière constructive.
(Victor Saudan)

Beggenegge
idylle en beton
weder vorne no hindde
isch für ewig baut.
(Martin Burr)

Idylle en Beton

In Allschwil, ein lauschiger Ort, der Brunnen plätschert. Man könnte meinen, hier sei die Zeit stehen geblieben, wenn nicht die Autos verraten würden, dass wir uns im 21. Jahrhundert befinden.

Um genau zu sein haben wir heute den 13. April 2022. Die Pandemie hatte uns 2 Jahre lang im Würgegriff, sie ist noch nicht vorbei. Vielleicht geht es im Herbst wieder los. Doch jetzt gerade gibt der Frühling den Ton an.

Es ist Krieg in der Ukraine. Wir sind alle bedroht von Atomwaffen, Naturkatastrophen, humanitären Desastern. Die Zukunft. Dunkel. Gefühle werden eingefangen, gebündelt und zu Werkzeugen der Macht – für die Einen, gegen die Anderen. Der Rest fällt unter den Tisch.
Jetzt an diesem Ort sein erinnert mich an die Zeit, als ich
die Welt in mich aufzunehmen begann. Nur den Fluglärm
gab es damals nicht. Nicht hier und auch sonst nirgends.
Es kostet Kraft, sich nicht daran aufzureiben, stattdessen dieser Atmosphäre Vorrang zu geben. Einer Mischung von Geräuschen: das Huhuuu des türkischen Taubenpaars, das auf einem Dachfirst hin und her trippelt, das Zetern der Spatzen in den Büschen, das Geplätscher des Brunnens
und von visuellen Widersprüchlichkeiten: der Garten neben dem Brunnen – eine Welt voller Sonnenstrählchen die sich durch die jungen Blätter des japanischen Ahorns brechen –; diese schönen alten Häuser – Fachwerk, unregelmässig, jede Balkenstruktur asymmetrisch, liebevoll renoviert –; der Vorplatz mit den Autos – Ein Auto, weiss, sehr sauber, dicht vor dem Haus geparkt, mit einer dicht davor gespannten Kette als Schranke, daneben ein zum Kegel gestutzter Buchs in Plastikblumentopf, terrakottafarben den Eingangsbereich des Hauses markierend –; gegenüber das kniehohe Betonmäuerchen auf dem ein Holzzaun steht, hinter dem
eine braune PVC-Sichtschutzmatte den dahinterliegenden Garten tarnt, aus dem eine vom Wind schon etwas zerschlisse Schweizerfahne ragt; und, zurück beim Brunnen, ein kleines Schild, alarmierend rot-weiss, das vor dem so freundlich plätschernden Wasser warnt.

Gewohnte Spannungsfelder durch die wir uns bewegen. Selbstverständlichkeiten, die den Alltag bespielen.
Alltag in dem Brüche stattfinden, Spannungsfelder sich verschieben, die Welt sich allmählich, manchmal ruckartig, verändert.
(Mimi von Moos)