les deux noyers

Vent doux traverse les champs nus labourés et engraissés
par deux tracteurs

îlots d’arbres et d’arbustes pour traverser le pré
sur l’ancien chemin des morts

parcours obligatoire des cercueils juifs de toute la région
vers le seul lieu pour les accueillir

au croisement des chemins entre deux grands noyers mon regard relie soudain
ce qui essentiellement crée ce pays

le ballon de l’est
le ballon de l’ouest le ballon du sud

triangle immémoriel
à ses pieds le serpent d’argent traverse la vaste plaine.

(Victor Saudan)


Mild goht dr wind übere brache-n-acker b’stellt und düngt
vo zwee traktoore

baum- und strüücherinsle hälfe bim überechoo übers fäld uf em ehemalige tootewägli

obligatorischi rute für die jüdische särg us dr ganze gägend
hi zum einzige-n-ort wo se ufnimmt

uf dr wägchrüzig zwüsche zwee grosse nussböim bringt my blick ufsmool zäme
was das land do erschafft

dr Blaue im oschte dr Blaue im weschte dr Blaue im sĂĽde

drüegg us undänkbarer zyt
a sym fuess d’silberschlange wo durchs flache land fliesst.

(Victor Saudan)


les deux noyers

le monde se couche
entre les noyers très tôt
rêve d’une autre nuit

(Martin Burr)

Le monde se couche

Ihr lieben Nussbäume, bleibt gesund und trotzt dem schwarzen Pilz, der an euch nagt! Was soll ohne euch aus uns werden?
Schon jetzt steht ihr auf einsamem Posten. Kaum eine Hecke, alles Felder mit Mais, Raps und Weizen. So hört man hier abgesehen von Raben kaum Vögel und ihr beide seid kaum bewohnt. Ihr steht inmitten sattgrüner oder hellbrauner Äcker. Manchmal steigt aus dem Grün eine schwarze Schar auf, zieht einen zerstreuten Bogen durch den Himmel und lässt sich auf einem anderen Teil des Feldes wieder nieder.
Auch ihr bildet einen Bogen, berĂĽhrt euch mit euren Zweigen in der Luft. Sicherlich berĂĽhrt ihr euch auch in der Erde mit euren Wurzelspitzen und bildet so heimlich einen Ring, durch den wir spazieren dĂĽrfen.
Ein Flugzeug, einmal mehr, zerreist die Luft über uns. Könnt ihr das hören?
Ihr steht einfach da. „mangi fi rek“, sagen die Senegales:innen, „ich bin einfach da“. Das ist die Antwort auf den Gruss: „Nanga def?“, „wie geht es dir?“. „mangi fi rek“, würde ein Baum vielleicht auch sagen. Und wenn es ihm schlecht
ginge: “Es ist mir unerträglich, hier zu stehen!“ Immerhin steht ihr zu zweit. Eure beiden starken Stämme ragen aus
der Erde, verzweigen sich ausserhalb meiner Reichweite,
und, weiter oben, verzweigt ihr euch erneut zu dicken Ästen, welche sich weiter verzweigen und verjüngen, bis aus den

Spitzen eines an Adern erinnernden Gewirrs eure Blätter und Blüten spriessen. Blüten wie dicke, hellgrüne Würmer und kaum erkennbare Blättchen lassen euch noch kahl und nackt erscheinen. Eure Baumrinde ist zerfurcht. Flechten haben sich darauf angesiedelt. Sie sprenkeln eure dunkelgraue Farbe mit Gelb, Hellgrau und Dunkelgrün. Wenn ich mich so mit euch beschäftige, empfinde ich freundschaftliche Gefühle, denn ihr spendet mir eine warme und kraftvolle Ruhe und eure schöne Erscheinung begeistert mich. Mir wird bewusst, dass ein Baum mir niemals fremd ist, wo Bäume sind, fühle ich mich Zuhause.

(Mimi von Moos)